Kriterien der Gesundheit

Kaum jemand äußerte sich je dazu, wie Gesundheit zu fassen und zu erkennen sei. Eine Ausnahme bildete der norwegische Psychologe Ola Raknes, der in der psychoanalytischen Tradition Wilhelm Reich´s arbeitete. Er formulierte einige Kriterien von der freien Pulsation eines Organismus

1.) Ein Organismus findet sich in ziemlich gleichen Intervallen – die von Individuum zu Individuum und von Zeit zu Zeit differieren – mit einer totalen flüchtigen Bewusstlosigkeit und unwillkürlichen Zuckungen des ganzen Körpers.

2.) Der ganze Organismus hat einen guten Tonus, der Körper ist elastisch angespannt, keine Krämpfe, keine plötzlichen Stöße.

3.) Die Haut ist warm mit einer reichlichen Blutversorgung, die Farbe ist rötlich oder leicht gebräunt, der Schweiß ist warm.

4.) Die Muskeln können wechseln zwischen Spannung und Entspannung, weder chronisch kontrahiert noch weich; die Peristaltik geht leicht, keine Verstopfung, keine Hämorrhoiden.

5.) Die Gesichtszüge sind lebendig und mobil, niemals fest oder maskenartig.

6.) Die Augen sind klar mit lebendigen Pupillenreaktionen, der Augapfel ist weder vorstehend noch eingesunken.

7.) Es gibt eine vollständige, tiefe Atmung mit einer Pause vor der neuen Inspiration, freie, leichte Bewegungen der Brust.

8.) Der Puls ist regelmäßig, ruhig und kräftig.; der Blutdruck, weder zu hoch noch zu niedrig.

9.) Schließlich ist da ein breites und wechselndes Orgonfeld um den ganzen Organismus.

Vier psychologische Kriterien der Gesundheit

1.) Die Fähigkeit, sich vollständig zu konzentrieren, sei es auf eine Arbeit, eine Aufgabe, eine  Unterhaltung oder in einer genitalen Umarmung; und ein Gefühl der Einheit, sowohl mit dem, was man ist, als auch mit dem, was man tut.

2.) Die Fähigkeit zu und das Fühlen von Kontakt, mit sich, wie mit anderen Menschen, mit der  Natur und der Kunst und z.B. mit dem Werkzeug, das man zur Arbeit benutzt; erwähnt werden soll hier auch die Fähigkeit, sich beeindrucken zu lassen, die Courage zu haben und den Willen, Dingen und Ereignissen zu erlauben, Eindruck zu machen.

3.) Freiheit von Angst, wo keine Gefahr ist und die Fähigkeit, selbst in gefährlichen Situationen, rational zu reagieren und den Mut, sich freiwillig in gefährliche Situationen zu begeben, wenn man ein rationelles und wichtiges Ziel damit verfolgt.

4.) Ein tiefes und bleibendes Gefühl von Wohlbefinden und Kraft, ein Gefühl, dessen man sich jederzeit gewahr werden kann, wenn man seine Aufmerksamkeit dahin richtet, selbst während des Ringens mit Schwierigkeiten oder bei körperlichen Schmerzen, die wie auch immer, nicht zu stark sein dürfen; ein wenig von diesem Gefühl kann uns Fährte sein zu den Gefühlen von Vergnügen in den Genitalien während der Ausatmung.

Ola Raknes: Wilhelm Reich und die Orgonomie, Nexus-Verlag 1983



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